Unvergessen – Deutsche Schlager der Wirtschaftswunderjahre
Ein musikalischer Frühschoppen mit Sven Jesse und Gerd Sell
Im Rahmen der 10. Mettenhofer Kulturtage 2016 bot Helmut Krink, Besitzer des Gasthauses "Zur Guten Quelle" im Königsförder Weg 11 seine Räumlichkeiten an und präsentierte mit den beiden Vollblutmusikern Sven Jesse und Gerd Sell einen außergewöhnlichen Frühschoppen der ganz besonderen Art. Bei freiem Eintritt und in angenehmer Wohnzimmeratmosphäre wurden Schlager der 50'er und 60'er Jahre und Lieder zum Mitsingen, Mitschnippen und Wohlfühlen geboten.
Nach einer Ansage und einer kleinen Einführung von Gerd Sell ging es gleich richtig los mit
"Wir sind die Eingeborenen von Trizionesien". Mit diesem Karnevalslied von Karl Berbuer aus dem Jahre 1948 eröffneten Gerd Sell und Sven Jesse den bunten Reigen an einem sonnendurchströmten Sonntagvormittag. Sofort fanden sich auch die ersten Mitsummer und Mitsinger beim Refrain zusammen. Zum Warmwerden war dies schon ein sehr gelungener Anfang.
Mit Rudi Schuricke und seinen Caprifischern ging in dem Lied zwar die Sonne bei Capri unter, in „Der Guten Quelle" allerdings eher auf und bei Freddy Quinn's "Die Gitarre und das Meer" waren die Zuhörer schon kräftig am Mitsummen.
Gerd "The Tiger" Sell kam anschließend mit dem Song "Das Tigerlied" von Peter Kraus ganz schön ins Schwitzen und heizte die Stimmung im Saal damit ordentlich auf. "Marina, Marina, Marina", mit diesem Refrain platzte nun auch der letzte Knoten unter den Besuchern und es wurde kräftig mitgesungen. "Die süßesten Früchte" gab es von Peter Alexander, wonach es anschließend ins "Cafe Oriental" von Vico Torriani ging.
"Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern" sang 1939 Heinz Rühmann in einem Kinofilm, der in den Lichtspielhäusern über die deutschen Leinwände flimmerte. Mit der deutschen Fassung von "Hello Mary Lou" ging es so langsam in die Pause, die mit "Sugar, Sugar Baby" von Peter Kraus eingeleitet wurde.
Mit dem "Babysitterboogie" von Ralf Bendix ging es nach der Pause munter weiter, wobei in dem Stück, die Stimmakrobatik von Gerd Sell mächtig gefordert wurde. In dem Lied "Marmor, Stein und Eisen bricht", eine Nummer von Drafi Deutscher, heißt es: "aber unsere Liebe nicht". Dabei hatten sich inzwischen Gerd Sell und Sven Jesse in die Herzen der hier Anwesenden schon längst eingespielt.
Mit dem teils kritischen aber auch heiteren Stück des Hazy Osterwald Sextett's "Geh‘n Sie mit der Konjunktur" setzten die Beiden ihr Programm fort und nach der Bettgeschichte von Bill Ramsey "Ohne Krimi geht die Mimi nicht ins Bett" gab es den Klassiker von Peter Kraus "Rote Lippen soll man küssen".
Welch ein Land auf dieser Welt kann schon einen singenden Präsidenten vorweisen, der bei seinem Schwager hoch auf dem gelben Wagen sitzt? Deutschland natürlich! "Hoch auf dem gelben Wagen" trällerte unser damaliger Bundespräsident Walter Scheel dieses Lied und das Publikum in "Der Guten Quelle" trällerte es textsicher lauthals mit.
Bill Ramsey's "Zuckerpuppe" sollte nun das letzte Stück der Beiden sein. Doch was ist ein Frühschoppenkonzert ohne Zugaben? Durch kräftigen Applaus und Zurufe aus dem Publikum wurden Gerd Sell und Sven Jesse animiert, einen Klassiker zum Mitsingen und Mitschunkeln zu bringen. Mit "Auf der Reeperbahn nachts um halb eins" von Hans Albers hatten sie dabei die richtige Wahl getroffen.
Wer erinnert sich noch an die Zeiten, wo ein zweiter Fußballverein in München noch die erste Fußballbundesliga mit aufmischte? Mit dem TSV 1860 München gab es den ersten Fußballverein der einen singenden Torwart vorweisen konnte. "Bin i Radi, bin i König", von keinen Geringerem als "Radi" Radenkovic wurde dieses Lied durch die Liga getragen.
Dass es kein Bier auf Hawaii gibt, wusste man seit Paul Kuhn, der diesen Gassenhauer geschrieben und gesungen hatte. Mit diesem Stück verabschiedeten sich die beiden Künstler unter tobendem Applaus von ihrem Publikum.
Mit den Kalt- und Heißgetränken, die zwischendurch serviert wurden, wurde der Sonntagmittag in einem rustikalen und heimeligen Ambiente zu einem Erlebnis. Rindergulasch oder Putengeschnetzeltes, wahlweise mit Rotkohl oder Bohnen, mit Kartoffeln oder Nudeln, zu einem recht angenehmen Preis, wurde den ganz hungrigen Besuchern dieser Veranstaltung von der Küche angeboten. Und es waren viele ganz, ganz hungrig!
Wilfried Likuski (Text + Fotos)