„Aufnahme von schutzsuchenden Kindern und Jugendlichen ist humanitäre Verpflichtung und uns ein Herzensbedürfnis"
Es sind vor allem Frauen und Kinder, die vor dem Krieg in ihrer ukrainischen Heimat fliehen. Rund 2.000 Kriegsflüchtlinge sind vermutlich inzwischen in Kiel angekommen, knapp 1.200 sind registriert. Ein Viertel davon sind Kinder und Jugendliche unter 17 Jahren, über 310 Kinder und Jugendliche sind in Kiel registriert.
„Die Aufnahme von geflüchteten Kindern ist eine humanitäre Verpflichtung unserer Gesellschaft und den vielen Akteuren im Bildungsdezernat und allen anderen mit Kindern und Jugendlichen Arbeitenden ein Herzensanliegen", sagt Bildungs- und Jugenddezernentin Renate Treutel. „Mit Hochdruck arbeiten wir alle gerade daran, eine Palette von unterschiedlichen Möglichkeiten und Angeboten zu erarbeiten, um geflüchteten Kindern ein gutes Ankommen zu ermöglichen. Wir pflegen dabei eine hohe Beteiligungskultur und wollen unsere Angebote nicht über die Köpfe der Menschen hinweg entwickeln, sondern mit ihnen. Das war schon ab 2015 hilfreich."
Für die Aufnahme und Integration geflüchteter Kinder und Jugendlicher unabhängig von ihrer Nationalität und Religion gelten die Vorgaben der UN-Kinderrechtskonvention, der Europäischen Grundrechtecharta und des Kinder- und Jugendhilfegesetzes. Diese Vorgaben sind Handlungsrichtlinien für die Landeshauptstadt Kiel und bedeuten im Einzelnen:
Der Zugang zur schulischen Bildung muss sichergestellt sein
Jedes Kind hat ein Recht auf Bildung – ganz gleich, wo es lebt und welchen Aufenthaltsstatus es hat. Die Beschulung von schulpflichtigen Kindern und Jugendlichen liegt in der Verantwortung des Landes Schleswig-Holstein. Die Landeshauptstadt Kiel unterstützt alle Maßnahmen, die helfen, nach Kiel geflüchtete Schüler*innen in allgemeinbildende Schulen und Regionalen Bildungszentren aufzunehmen beziehungsweise zu unterrichten. Dabei baut die Stadt auf die Erfahrungen aus der Flüchtlingssituation 2015/2016. Über 210 Kinder und Jugendliche aus der Ukraine sind in Kiel gemeldet, die aufgrund ihres Aufenthaltstitels schulpflichtig sind.
Knapp 60 Kinder und Jugendliche sind bereits jetzt in Kieler Schulen angekommen. Teilweise wird berichtet, dass Eltern erst einmal in Ruhe mit ihren Kindern ankommen wollen.
2016 wurde sehr erfolgreich die sogenannte Zentrale DaZ-Anmeldestelle in der Gutenbergschule des Amtes für Schulen und des Schulamtes Kiel eröffnet. Die Mitarbeitenden der Stadt und des Schulamtes beraten die Eltern und Kindern, welche Schule am besten geeignet ist: die Beschulung in einer sogenannten DaZ-Klasse oder je nach Sprachstand direkt in einer Regelklasse.
Eltern, die im Stadtgebiet bei Bekannten und Verwandten untergekommen sind, haben die Möglichkeit, sich in dem jeweiligen Einzugsgebiet direkt an die dortige Schule zu wenden. Wenn nach Einschätzung der Schulleitung eine direkte Integration in die Regelklasse erfolgreich verlaufen kann, erfolgt eine Aufnahme. Die auf diesem Weg angekommenen Schüler*innen werden auch in der Zentralen Anmeldestelle nachgemeldet, um einen guten Überblick zu behalten.
Nähere Auskünfte zu Schulpflicht und Anmeldung erteilen Schulrätin Bettina Becker unter der Kieler Rufnummer 901-2944 und Schulrat Jan Stargardt unter 901-2943.
Außerdem gibt es Schüler*innen, insbesondere des 9. und 11. Jahrgangs, die aktuell von ukrainischen Lehrkräften online unterrichtet werden, damit sie zeitnah ihre Abschlussprüfungen in ihrer Landessprache absolvieren können.
Die Landesregierung bemüht sich darüber hinaus, ukrainische geflüchtete Lehrer*innen in Schulen zu beschäftigen.
Jüngere Kinder brauchen gleichaltrige Spielgefährt*innen
Bisher sind in Kiel über 90 Kinder aus der Ukraine unter 6 Jahren registriert. Bundesweit sind Kita-Plätze Mangelware – so auch in Kiel, es fehlt an Erzieher*innen und freien Plätzen. Dennoch sollen sie von Angeboten profitieren können:
-Eltern-Kind-Gruppen ermöglichen nach und nach 0- bis 3-jährigen und 3- bis 6-jährigen Kindern Spiel und Spaß miteinander und den Eltern, in der Regel den Müttern, ebenfalls einige unbeschwerte Stunden im Kreise von Landsleuten und gleichzeitig den Kontakt zu deutschen Bildungseinrichtungen. Ein regelmäßiges Angebot schaffen Kitas, Familienzentren und Einrichtungen der Frühen Hilfen in den Stadtteilen. Es gibt mittlerweile eine Übersicht, in welchen Straßen Kinder gemeldet sind, sodass ortsnah Möglichkeiten geschaffen werden können. Entsprechende Personen werden aktuell gewonnen und weitere – vor allem auch aus der Gruppe der Geflüchteten – gesucht.
-Für geflüchtete Kinder in den Gemeinschaftsunterkünften am Schusterkrug und in der Arkonastraße werden die vorhandenen Angebote ausgeweitet beziehungsweise wieder wie 2015 aktiviert.
-Zudem gibt es ab April ein Integrationsprojekt mit der Kita Buschblick für eine Gruppe von Kindern aus dem Landesaufnahmeprogramm aus dem Schusterkrug, die schon länger dort leben.
-In vielen Kieler Kitas ist die Bereitschaft groß, für geflüchtete Kinder an zwei bis drei Tagen die Woche einen Gastbesuch zu ermöglichen.
-Auf Landesebene gibt es weitere Überlegungen, wie Kommunen niedrigschwellige Angebote schaffen können, die ohne Betriebserlaubnisverfahren akzeptiert werden.
-Spielkreise, parallel zu Integrations- und Sprachkursen der Förde-vhs, sind ebenfalls in Planung. Es laufen derzeit Gespräche hinsichtlich einer passenden zentral gelegenen Immobilie, in der beides sehr gut zu kombinieren ist.
Diese Angebote sind in Vorbereitung auf den Kitabesuch und Kindertagespflege eine gute Möglichkeit.
Kinder haben ein Recht auf Spiel, Freizeit und Erholung
Mehr als 300 ukrainische Kinder und Jugendliche sind derzeit in Kiel gemeldet, täglich kommen zwischen 50 und 70 Menschen dazu. Kinder brauchen für ihre Entwicklung Zeit und Raum, um zu spielen und sich zu entspannen. Das ist ein UN-Kinderrecht.
Folgende erste Angebote unterbreitet dabei die Landeshauptstadt an der Unterkunft am Schusterkrug:
-Spielmöglichkeiten im Außengelände werden auf dem Fußballfeld erschlossen – beim Beachvolleyballfeld wird wohl ein neuer Spielplatz entstehen.
-Der Jugendtreff Schusterkrug mit attraktivem Angebot wird personell aufgestockt und auch dann auch sonnabends geöffnet sein: Es wird beispielsweise eine Spiele-Ausleihe organisiert, und eine sogenannte Kukuksbox (Spielcontainer) wird aufgestellt. Fahrradspenden werden gerne noch angenommen.
-An der Unterkunft Arkonastraße wird der Kinder- und Jugendhilfe-Verband (KJHV) einziehen und ähnliche Angebote unterbreiten. Auch hier ist neben vielen geplanten Draußen-Angeboten an Spiel, Sport und Kultur eine Kukuksbox geplant.
-Der Doppeldeckerbus der Mobilen Jugendarbeit ist unterwegs. Dieses Vehikel kann sehr flexibel eingesetzt werden. Auch ein Spielebus ist geplant, der Spielzeug ausleiht.
-Im Innenhof des Neuen Rathauses und in Wartebereichen des Ankunftszentrums wird versucht, den Kindern die Wartezeit durch Spielecken zu verkürzen. Auch hier wird der Doppeldeckerbus vielleicht noch zum Einsatz kommen.
-In der Stadtbücherei gibt es kostenlose Benutzungsausweise, inklusive Nutzung der Internet-PCs vor Ort, außerdem Bücher, Spiele, Filme, CDs, Zeitschriften, Sprachkurse.
-Einige Kinder und Jugendliche aus der Ukraine sind bereits in Kieler Sportvereinen angekommen.
Der Kiel-Kompass (www.kielkompass.de), eine App für Neuzugewanderte, wird ab Anfang April auf Ukrainisch mit Übersetzungen zur Verfügung stehen. Er wird dann mit Plakaten in Bildungseinrichtungen, Beratungsstellen, in der Zuwanderungsabteilung und in Unterkünften beworben. Er enthält eine Übersicht über Bildungsangebote für geflüchtete Menschen in Kiel in den Kategorien Sprache, Kindergarten, Schule, Ausbildung & Arbeit, Studium, Freizeit & Gesundheit sowie Beratung. Regelmäßig wird der Kiel-Kompass aktualisiert.
„Unsere Bemühungen, Kindern und Jugendlichen, die in Kiel nach der Flucht vor Krieg, Verfolgung oder Missachtung von Kinderrechten in ihrer Heimat hier ein gutes Ankommen zu ermöglichen, gilt für alle gleichermaßen, egal, wann sie zu uns gekommen sind, woher sie kommen, welche Hautfarbe sie haben oder welcher Nationalität sie angehören", sagt Bürgermeisterin Renate Treutel. „Und dennoch ist die Situation eine andere als 2015, weil wir es mit Geflüchteten zu tun haben, die eine Community hier haben, die selbst teilweise Fach- und Lehrkräfte sind, die mehr als damals aktiv in Angebote einbezogen werden können. Seinerzeit waren sehr viele unbegleitete Minderjährige – getrennt von ihrer Familie in einem fremden Land – unterwegs. Wir nutzen bestehende Strukturen und vergessen dabei gleichzeitig nicht, dass wir auch in Zukunft für alle schutzsuchenden Kinder und Jugendlichen gleichermaßen da sind."
Verantwortlich für diesen Pressetext:
Landeshauptstadt Kiel, Pressereferat;
Pressesprecherin Kerstin Graupner
Redaktion dieser Meldung: Kerstin Graupner,
Telefon (0431) 901-1007;
E-Mail
Pressemeldungen der Stadt stehen online unter www.kiel.de/presse
Die Landeshauptstadt Kiel bei Facebook / Twitter / Instagram