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10. Mettenhofer Kulturtage - Fotos fragen - Malerei antwortet - Ausstellung noch bis zum 27. November

Fotos Fragen – Malerei antwortet

 

Zum dritten Mal trafen sich diese 6 Künstlerinnen auf Hof Akkerboom. Beim letzten Mal noch mit dem Thema "Triptychon" beschäftigt, gaben sie heute mit ihrer Malerei Antworten auf Fotofragen.
Mit der Vernissage, die in die 10. Mettenhofer Kulturtage fiel, lockten sie besonders viele Besucher an, die an diesem Abend ihr Interesse für diese Ausstellung bekundeten.

Es sollte sich lohnen. Die Idee für dieses Projekt kam den Künstlerinnen vor eineinhalb Jahren. Jede von den Künstlerinnen brachte zwei Fotos aus ihrem privaten Fundus mit ins Atelier, so daß 12 Vorlagen zusammen kommen konnten.

In der Eingangsrede von Brigitte Kemlein stand eine Geschichte, die zum Verständnis der hier dargestellten Arbeitsweise beitrug. In dieser Geschichte, die von Plinius dem Älteren, der vor 2000 Jahren lebte, erzählt wird, berichtet er von einer jungen Frau aus Korinth, die sich von ihrem Liebhaber, der in den Krieg ziehen musste, ein Konterfei von seinem Schattenriss auf die Wand ihrer Wohnung malen ließ, um ein bleibendes Andenken von ihm zu erhalten.

Mit dieser Geschichte wird die Brücke geschlagen zur Projektion und damit zu Fotos und Filmbildern der Gegenwart.
Hinter den Fotos stecken Geschichten und Erlebtes, Vergangenes und auch Beunruhigendes. Von den hier als Vorlage dienenden 12 Fotos wurden einige selbst erstellt oder aus Medien oder Fotoalben entnommen. In den hier gezeigten Gemälden blieb es den sechs Künstlerinnen selbst überlassen, welches dieser Fotos sie auswählen wollten für ihre gestalterischen und künstlerischen Ideen.
Dabei fanden sie sich in bester Gesellschaft, denn auch Künstler wie Courbet, Degas, Cezanne, Picasso, Macke, Zille und viele andere danach, hatten Bildvorlagen genutzt, um ihre mittlerweile berühmten Gemälde und Zeichnungen zu kreieren.
Die Künstlerinnen trafen sich jeden Mittwochabend bei Burkhard Schildt in der Freien Kunstschule Duktus in Kiel, der die Künstlerinnen bei der Arbeit und bei der Hängung tatkräftig unterstützte und auch am Tag der Eröffnung anwesend war und für weitere Fragen dem Publikum zur Verfügung stand.
Zu sehen waren Landschaften, Innenräume, Stillleben und Szenen mit Mensch und Tier. Besonders hervorstechend war der bei allen Malerinnen vorkommende Leopard, der an den Wänden lauert. Eine Besonderheit an dieser Ausstellung sei noch zu vermerken: Dem Besucher werden auf Wunsch die Fotos ausgehändigt, an denen sich die Malerinnen orientiert hatten.

 

 Irene HellerJanton vor Nach draussen und Das rote Kleid  Bärbel Sievers vor Espresso und Palazzo
Irene Heller-Janton vor „Rotes Kleid“ und „Nach draußen“ Bärbel Sievers vor „Espresso“ und „Palazzo“

 

 

Mit ihren 18 Ausstellungsstücken hatte Irene Heller-Janton die größere Mühe, diese in einer Konstellation an die Wand zu bringen, die ihren Ansprüchen genügte. Die mit Eitempera und Pigmenten sowie in Öl gemalten Stücke, hatten am Ende doch den Platz gefunden, der dem Blick des Betrachters gerecht wurde.
Bärbel Sievers brachte indes ihre Werke in dem kleinen Raum an der Seite unter. Doch die Weitläufigkeit in ihren Bildern, die bei „Sommerfrische“, „Abend am Meer“, „FKK“ und „Fröhliches Baden“ zu Tage trat, ließen den Raum tatsächlich größer erscheinen. Die hier gezeigten Werke sind alle, bis auf eine Ausnahme, mit Öl auf Leinwand gemalt. Sie ist seit 1977 freie Malerin und Mitbetreiberin der Galerie „Ductus“.

 Brigitte Kemlein mit Der Markt von Ierapetra  Brigitte Spengler vor Venezianischen Wohnzimmer
Brigitte Kemlein mit „Der Markt von Ierapetra“  Brigitte Spengler vor „Venezianischen Wohnzimmer“

 

 

 

Die gebürtige Westfälin Brigitte Kemlein stieß 2000 zur Gruppe hinzu. Vorher studierte sie Germanistik und Kunst im Studiengang Lehramt in Münster und Kiel. Ihre Gemälde sind zum Teil schon Zeitgeschichte. Die Fotos und die dazugehörigen in Mischtechnik erstellten Werke „Tahir-Taksim-Maidan“ und „Markt von Ierapetra“ wurden zu einer Zeit erstellt, in der die politischen Verhältnisse in der Türkei stabiler waren als zu der heutigen Zeit. Sie ist die Jüngste in dem Kreis, die sich bei „Ductus“ – der Freien Kunstschule in Kiel unter Burghard Schildt und Birthe Kleiter – die nötigen Kenntnisse aneignet.

Auch Brigitte Spengler hatte sich mit diesem Thema befasst. Mit "Taksim-Platz" und "Auf dem Bazar" waren schon die Formate unterschiedlich und die Akzente wurden anders gesetzt. Brigitte Spengler lernte es früh, durch ihre Modell- und Aquarellmalerei genau zu beobachten. Bestimmte Haltungen eines Menschen in einer bestimmten Umgebung können gewisse Gemütszustände widerspiegeln, die es zu verinnerlichen gilt. Besonders gelungen ist es ihr bei der "Venezianischen Wohnstube".

 Marianne Kosmol vor Salotto Veneziano  Barbara Wode mit Rotes Kleid im Wind
Marianne Kosmol vor „Salotte Veneziano“  Barbara Wode mit „Rotes Kleid im Wind“


Fast nebenan hängt Marianne Kosmols Gemälde "Salotto veneziano". Hier wird sehr deutlich, was Brigitte Kemlein in ihrer Eingangsrede angedeutet hatte, wie man sich von der fotografischen Vorlage lösen und seine eigene Antwort finden kann. Im Gegensatz zu Brigitte Spenglers Interpretation kommt bei Marianne Kosmols Bild die atmosphärische Stimmung zum Tragen, die sie auch in ihren anderen Arbeiten mit bestimmten Farbkompositionen hervorzaubert.

Die auf Außen- und Innenräume spezialisierte Barbara Wode verwendete schon immer gerne Fotos oder Ausschnitte von Fotos die sie als Vorlage benutzte. Abstraktes wie bei "Rotes Kleid im Wind" stehen bei ihr in keinem Gegensatz zur gegenständlichen Malerei wie in den Gemälden "Muschelessen" oder "Badende". Sie versucht, diese beiden Richtungen in eine gewisse Balance zu bringen, in dem sie ihre Vorlagen beim Malprozess beiseite legt und dadurch die Distanz bekommt, die sie als "Freie Annäherung" versteht, die ihre Farben und Kompositionen bestimmt.

Zwölf Fotos und mannigfaltige Antworten gab es an diesen Abend für die Besucher, die von etlichen Leoparden umzingelt waren und beobachtet wurden. Fragen - Antworten, Antworten - Fragen?

Die sehr gut durchorganisierte Ausstellung ist noch bis zum 27. November 2016 in der Kulturscheune des Veranstaltungsortes Hof Akkerboom in der Stockholmstraße 159 zu besichtigen. Die Öffnungszeiten sind samstags und sonntags jeweils von 14°° - 18°° Uhr. Während dieser Öffnungszeiten sind immer zwei Malerinnen anwesend, die ihre Fragen beantworten können. Der Eintritt ist frei.

Wilfried Likuski (Text + Fotos)
redaktion@mettenhof
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